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Silber, Charcoal, Champagner: Labradore und das Dilute-Gen

Die Fellfarben „Charcoal”, „Silber”, oder „Champagner” sind im Labrador-Rassestand kein Thema – doch weltweit auf Hundewiesen vertreten… Was hat es mit „Silver Labs” auf sich? Sind silberne Labradore reinrassig? Und woher kommen diese Farben?

Die Genetik hinter den Sonder-Fellfarben

Wie ich im Beitrag Die Labrador-Fellfarben schon thematisiert hatte, wird die Farbe des Fells von mehreren Genen bestimmt, die vereint am Ende verschiedene Fellfarben erzeugen.

Obwohl die drei Labrador-Hauptfellfarben Schwarz, Gelb und Schokobraun sind, gibt es auch seltene Fellfarben, die aufgrund spezifischer Genmutationen gelegentlich auftreten – und offiziell nicht dem Rassestandard entsprechen. Dazu gehören auch Silber, Charcoal und Champagne. Und diese Farben hängen alle mit dem rezessiven Dilute-Gen zusammen.

Die Rolle des Dilute-Gens und dessen Auswirkungen

Das Dilute-Gen (eng. „dilute” = verdünnen) stammt höchstwahrscheinlich ursprünglich von anderen Rassen wie dem Weimaraner oder dem Dobermann und wurde von Züchtern in den Labrador Retriever eingekreuzt. So entstanden die Labrador-Sonderfarben Silber, Charcoal und Champagner.

Das Dilute-Gen mit seinen Allelen „D” und „d” (auch „D-Lokus” genannt) beeinflusst die Verdünnung der genetisch vorgegebenen Farbe beim Labrador. Während das dominante Allel „D” keine Veränderung an der Fellfarbe vornimmt (und quasi unbemerkt von einem oder beiden Elterntieren weitergegeben werden kann), verdünnt das rezessive Allel „d” die Fellfarbe.

Im Klartext: Wenn ein Labrador das rezessive Dilute-Gen vererbt bekommt, kann aus einem schwarzen Labrador ein „Charcoal Labrador”, aus einem schokobraunen Labrador ein „Silver Lab” und aus einem gelben Labrador ein „Champagner Lab” werden.

Grafische Darstellung der Farbvererbung bei Labradoren, Fokus auf die Wirkung des rezessiven Dilute-Gens und dessen Verwaschung der Fellfarben
Grafik: LABRADORinfo.de
(Auf Bild klicken für größere Ansicht!)

Die Verdünnungsfarben Silber, Charcoal, Champagne

Silberne Labradore entstehen durch das Einkreuzen des rezessiven Allels „d” in einen braunen Labrador. Durch das Dilute-Gen können sich verschiedene Schattierungen von Silber durchsetzen – von hellem Platinsilber bis zu dunklerem Stahlgrau. „Silver Labs” haben normalerweise eine schwarze Nase und häufig graue oder blaue Augen.

Charcoal Labradore entstehen durch das Einkreuzen des rezessiven Allels „d” in einen schwarzen Labrador. Das Dilute-Gen verwässert das tiefe Schwarz des Fells in ein grauschwarzes oder gar silber-dunkelgraues Fell. Labradore mit Charcoal (= Kohle) als Fellfarbe haben meistens eine schwarze Nase und häufig eine eher dunkle Augenfarbe.

Champagner Labradore entstehen durch das Einkreuzen des ressiven Allels „d” in einen gelben Labrador. Das Dilute-Gen kann dabei zu farblichen Schattierungen von Creme, Beige oder Elfenbein führen. Champagnerfarbene Labradore haben oft eine rosafarbene Nase und blaue oder grüne Augen.

Ist das Dilute-Gen ein Gesundheitsrisiko für Labradore?

Weimaraner und Deutsche Doggen sind bekannte Träger des Dilute-Gens – und ihre verdünnten Fellfarben entsprechen den FCI-Rassestandards. Anders sieht es hingegen bei Labradoren aus.

Weil eine genetische Verdünnung der Fellfarbe bei ihnen zu ernsthaften gesundheitlichen Einschränkungen und Problemen führen kann (laut Tierärztekammer Berlin vermutlich aufgrund fehlender Gene, die eine Wechselwirkung verhindern), ist die Labrador-Zucht auf diese Sonderfarben maximal umstritten. Die Tierrechts-Organisation „Peta” nennt „Silver Labs” sogar eine Qualzucht.

Labrador-Risiko: Color Dilution Alopecia (CDA)

Eines der häufigsten gesundheitlichen Probleme bei Labradoren mit Dilute-Farben ist die sogenannte Color Dilution Alopecia (CDA), auch als Farbverdünnungs-Alopecia, Black hair follicular dysplasia (BHFD) oder Farbmutantenalopezie bezeichnet.

CDA ist eine nicht-heilbare genetische Hauterkrankung, die nur bei Hunden mit verdünnter Fellfarbe auftritt – aber nicht alle Hunde mit farbverdünntem Fell erkranken daran.

Ob ein Welpe an CDA erkrankt ist, ist in den ersten Monaten von außen nicht erkennbar – doch wenn ein Hund an CDA erkrankt ist, treten erste Symptome in der Regel im Alter von 6 Monaten bis zu 2 Jahren auf: Das Fell ist dünn und brüchig, fällt stellenweise aus (meist beginnend an den Flanken und Rückseiten der Ohren), zahlreiche Hautprobleme (wie etwa Schuppenbildung, Verhornung der Haut, Entzündungen, Übersensibilität) können die Folge sein, ebenso ein immer stärker werdenden Juckreiz.

In der Regel wächst das verlorene Fell wächst nicht mehr nach, weshalb die Tiere teilweise dauerhaft kahl sind. Die Lebensqualität des Labradors kann durch die ständigen Hautirritationen und den nicht enden wollenden Juckreiz stark eingeschränkt werden, was das Tier in einen chronischen Stresszustand versetzt, der wiederum zu anderen Gesundheitsproblemen führen kann – inklusive einer Beeinträchtigung des Immunsystems.

Zwei „Silver Labs“ liegen im Zwinger auf dem Boden, die Labrador-Welpen wirken gelangweilt
Foto: Wikimedia Commons / Ghilt

Die Diagnose von CDA erfolgt in der Regel durch einen Mix aus klinischen Untersuchungen der Symptome, der Krankengeschichte des Hundes und spezifischen Hauttests, einschließlich einer Biopsie, um andere mögliche Gründe für Haarausfall und Hautprobleme auszuschließen. Ein Gentest kann durchgeführt werden, um das Vorhandensein des Dilute-Gens zu bestätigen.

Die Behandlung von CDA ist leider begrenzt, da es keine Heilung gibt. Ein frühzeitiges Eingreifen durch Herrchen oder Frauchen kann aber dazu beitragen, den Ausbruch und das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen. Eine Behandlung erkrankter Hunde konzentriert sich auf die Linderung von Symptomen und ein Verhindern weiterer Infektionen.

Dazu kommen medizinische Shampoos und Nahrungsergänzungsmittel zur Unterstützung der Hautgesundheit sowie die Verabreichung von Antibiotika (gegen bakterielle Erkrankungen) oder Antimykotika (gegen Pilz-Erkrankungen) bei Infektionen in der Regel zum Einsatz. Eine angepasste Ernährung kann ebenfalls zur Erhaltung der Hautgesundheit beitragen.

Verhaltensstörungen durch Sonderfarben?

Auch, wenn es dafür bisher keine wissenschaftlichen Belege gibt, werden Verhaltensstörungen bei Labradoren mit Dilute-Farben in einigen Züchter- und Expertenkreisen diskutiert. Die Vermutung: Das Farbverdünnungs-Gen könnte Einfluss auf andere genetische Vorgänge und Faktoren haben – zum Beispiel auf das Wesen des Tieres.

Zu den Verhaltensänderungen, die bei Dilute-Labradoren beobachtet wurden, gehören:

  • erhöhte Ängstlichkeit, Schüchternheit oder Aggressivität
  • unsicheres Verhalten, Überforderung, chronisch gestresst

Wichtig: Nicht jedes Verhaltensproblem eines Labradors in den Farben Silber, Charcoal oder Champagner kann eindeutig auf das Dilute-Gen zurückgeführt werden. Die Umgebung, in der ein Hund aufwächst, und die Art und Weise, wie er sozialisiert und trainiert wird, spielen eine wesentliche Rolle bei der Entwicklung seines Verhaltens.

Zu den Gesundheitsrisiken im Zusammenhang mit den Labrador-Sonderfarben fehlt es noch an Forschung

Insgesamt gibt es zu den Gesundheitsrisiken und -bedenken im Zusammenhang mit Dilute-Farben bei Labradoren bisher nur sehr wenige wissenschaftliche Untersuchungen – es besteht hier wirklich noch ein erheblicher Forschungsbedarf.

Meiner Meinung nach sollten sich Züchter deshalb weiter auf die Gesundheit und das Wesen ihrer Hunde konzentrieren – und nicht auf die Farbe oder den Profit. #JustMy2Cents

Recap für alle, die es eilig haben

» Die offiziellen Labrador-Fellfarben sind Schwarz, Gelb und Schokobraun
» Durch ein Einkreuzen des Dilute-Gens wird die Verdünnung der Fellfarbe beim Labrador provoziert
» Silber, Charcoal und Champagne sind die drei bekanntesten Varianten der Dilute-Farben beim Labrador
» Bei Dilute-Labradoren bestehen potenzielle Gesundheitsrisiken wie Color Dilution Alopecia (CDA) oder Verhaltensstörungen
» Tierschützer sprechen bei „Silver Labs” von einer Qualzucht

Weitere Ressourcen zum Thema

Aktuelle Forschungen zu CDA in Dilute-Labradoren

Am Institut für Genetik der Universität Bern findet seit Jahren eine wissenschaftliche Erhebung zum Thema „CDA bei Hunden mit Dilute-Genen” statt. Unter Leitung von Prof. Dr. Tosso Leeb werden Blut- und Haar-Proben von CDA-betroffenen Hunde und CDA-freien Kontrollhunden verglichen und ausgewertet. Das Ziel ist, CDA genetisch (besser) zu verstehen.

Wenn Du an der Studie mitwirken möchtest, kannst Du eine Probe einsenden. Mehr dazu findest Du in diesem Info-Schreiben der Universität (PDF).

Fachliche Einschätzungen:

  • „Silberne oder blaue Hunde – und die Folgen”, Richarda Theobald-Hoffmann, martinruetter.com
  • „Labrador und die ‚Krankheit Dilute‘ – Genetik verständlich”, Dr. rer. biol. vet. Daniela Koppenhöfer, tierarzt-beck.de
  • „Fellfarben und Genmutation – ein kurzer Überblick”, Susanne Schneider, tieraerztekammer-berlin.de

Weiterführende Publikationen und Quellen:

Solltest Du auf weitere seriöse Quellen oder Publikationen stoßen, schick’ mir sehr gerne eine kurze Mail, dann reichere ich die Linkliste hier entsprechend an! 🙂

FAQ zu Dilute-Labradoren

Wie wird das Dilute-Gen bei Labradoren vererbt?

Das Dilute-Gen ist „autosomal rezessiv”, das heißt: Ein Welpe muss zwei Kopien des Gens erben („d” von jedem Elternteil), um die verdünnte Fellfarbe zu zeigen.

Wie kann ich erkennen, ob ein Labrador das Dilute-Gen trägt?

Ein Gentest kann das Vorhandensein des Dilute-Gens bestätigen. Oft ist aber auch die verdünnte Fellfarbe ein sichtbarer Hinweis auf das Dilute-Gen.

Wie selten sind silberne Labradore?

Silberne Labradore sind logischerweise seltener als Labradore in den Standardfarben. Daher sind sie als „besondere Hunde” beliebter – und teurer.

Wie viel kostet ein silberner Labrador im Schnitt?

Der Preis für einen Silver Lab in Deutschland kann erheblich variieren – im Durchschnitt liegen die Preise für einen silbernen Labrador zwischen 1.500 und 2.500 Euro.

Wie kann ich sicherstellen, dass ich einen gesunden Dilute-Labrador kaufe?

Entscheide Dich unbedingt für einen seriösen Züchter, der Gesundheitstests durchführt und Transparenz über die genetischen Linien und Gesundheitsdaten der Welpen bietet.

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